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Die Geschichte des Finanzgartens und seine Zukunft als Dichtergarten


Wie so viele andere Orte in München hat auch der Finanzgarten eine wechselhafte Geschichte: Der Hügel im heutigen Finanzgarten war einmal eine Bastion an der

Stadtmauer und die heute von Bäumen umstandene Rasenfläche verbirgt die Erinnerung an einen ehemaligen Teil eines Klostergartens. Dann gab es hier reiche

Münchner Edelbürger mit Bau-Lust und überschaubare Zeiten des Friedens.

Nach den Bombenkratern des II. Weltkriegs kamen die Auto-begeisterten Straßenbauer und wühlten unter der in der Nachkriegszeit freigeräumten Schneise des

Altstadtrings noch einen massiven Tunnel an der Nordflanke des Finanzgartens.

Die historische Sicht der Landeshauptstadt München auf den Finanzgarten:
 



Die Ansicht von 1849 aus dem Stadtatlas von Gustav Wenng zeigt den zwischen Galeriestraße und Frühlingstraße (heute Von-der-Tann-Straße) gelegenen Garten mit dem Prinz-Carl-Palais

Finanzgarten

Die Anlage des seit 1955 öffentlichen Gartens ist dem Lebemann Abbé Pierre de Salabert (1734–1807) zu verdanken. Auf der Suche nach einem standesgemäßen Bauplatz für sein Wohnhaus erwarb der einstige Erzieher Max IV. Josephs trickreich den ehemaligen Garten des Theatinerklosters, der nach der Säkularisation an den Staat gefallen war, und weitere angrenzende Grundstücke. Salabert ließ das Gelände unter Einbeziehung der dort noch vorhandenen Wälle der Stadtbefestigung in einen romantischen Landschaftsgarten umgestalten. Deshalb sind hier heute die letzten Reste der Befestigungsanlage erhalten. Karl von Fischer schuf 1804–1806 das repräsentative Wohnhaus am Nordende des Grundstücks. Nach Salaberts Tod erwarb König Max I. Joseph Garten und Gebäude; letzteres wurde für Prinz Carl (1795–1875) erweitert. Nach dem Krieg wurde das Palais kulturell genutzt, seit 1969 ist es Dienstsitz des Ministerpräsidenten und dient der bayerischen Regierung für Repräsentationszwecke. Der direkte Anschluss an den Englischen Garten ging mit der 1937 erfolgten Verbreiterung der Von-der-Tann-Straße verloren. Das Kellergeschoss des Prinz-Carl-Palais fiel 1970 dem Bau des Altstadtringtunnels zum Opfer, der im Rahmen der Verkehrsplanung für die Olympischen Spiele gebaut wurde und in der Öffentlichkeit sehr umstritten war.

Seit 1876 bewohnte der Finanzminister Teile des Palais als Dienstwohnung und nutzte den Garten – daher »Finanzgarten«. Der vom Staat beschlossene Name »Dichtergarten« hat sich bisher nicht durchgesetzt, obwohl hier einige Schriftsteller gewürdigt werden, z.B. mit dem Heinrich-Heine-Denkmal von Toni Stadler (1957/1958) und dem Bronzestandbild des russischen Dichters und einstigen Mitglieds des diplomatischen Corps in München Fjodor Iwanowitsch Tjutschew.

Erläuterung zum obigen Bild

Die Ansicht von 1849 aus dem Stadtatlas von Gustav Wenng zeigt den zwischen Galeriestraße und Frühlingstraße (heute Von-der-Tann-Straße) gelegenen Garten mit dem Prinz-Carl-Palais, das damals noch an der Königinstraße lag. Die Abzweigung am Ende der Galeriestraße führte zum Englischen Garten. Hier steht seit 1803 eine von Franz Jakob Schwanthaler geschaffene Jünglingsstatue, genannt »Harmlos«, deren Widmungsinschrift zum Flanieren einlädt (»Harmlos wandelt hier, dann kehret neu gestärkt zu jeder Pflicht zurück.«). Zu sehen ist außerdem die südliche Bebauung an der Frühlingstraße, die 1937 der Verbreiterung der Von-der-Tann-Straße weichen musste.


Quelle: Original-Text >Finanzgarten< Freistaat Bayern

 

 

Die historische Sicht der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung auf den Finanzgarten:

 

Der etwa zwei Hektar große Dichtergarten (ehemals "Finanzgarten") liegt auf dem Gelände einer geschleiften Bastion aus dem Dreißigjährigen Krieg. Das Areal wurde bei der Gründung des Theatinerklosters um 1644 den Mönchen als Nutzgarten überlassen.

Ende des 18. Jahrhunderts kaufte Abbé Pierre de Salabert, ehemals Staatsminister und Erzieher des Kurfürsten Maximilian IV. Joseph, den Theatinergarten und weitere benachbarte Grundstücke im Bereich der ehemaligen Stadtbefestigung. Er ließ einen landschaftlichen Garten anlegen und ein Palais erbauen, das heutige Prinz-Carl-Palais. Aus dieser Zeit stammt das noch erhaltene Untergeschoss eines Gartenpavillons, in dem sich heute der Heinrich-Heine-Brunnen befindet.

Nach dem Tode Salaberts erwarb König Maximilian I. Joseph das Gelände. Der Garten wurde nun von der Hofgarten-Intendanz unter Friedrich Ludwig von Sckell unterhalten und erweitert. Für den königlichen Hof zog man auch Obst und Blumen heran.

Von 1825 bis 1875 nutzte Prinz Carl, ein Sohn König Max I. Josephs, Palais und Garten. Ab 1876 war die Anlage Sitz der Österreichisch-Ungarischen Gesandtschaft und des Obersten Rechnungshofes, später Wohnsitz der bayerischen Finanzminister, denen auch das Recht der Gartenbenutzung zustand. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung "Finanzgarten".

Durch den Bau von Straßen wurde der Garten in den Randbereichen mehrfach beschnitten. Bombentreffer des Zweiten Weltkriegs verursachten massive Zerstörungen; in den 1950er Jahren befanden sich im westlichen Parkbereich Garagen und eine Tankstelle.

Seit 1954/55 wird der Garten von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut, die ihn für die Öffentlichkeit zugänglich machte und Anfang der 1980er Jahre den Westteil der Anlage wieder bepflanzte. Außer dem Heinrich-Heine-Denkmal und einer Bronzeplastik des russischen Dichters und Diplomaten Fjodor Tjuttschew wurde im Jahr 2007 auch eine Konfuzius-Statue aufgestellt. Weitere Gedenkstätten für Dichter, deren Leben und Werk mit der Geschichte Münchens verknüpft sind, sollen hier ihren Platz finden.

Quelle: Original-Text >Dichtergarten< (ehemals Finanzgarten) Originalseite



Der Finanzgarten / Dichtergarten als Kunst-Ort:

Manchmal scheint es so als wäre der Finanzgarten ein Zauberwald, an dem die vielen Menschen auf dem Weg vom Hofgarten zur Unterführung hinüber zum Englischen Garten achtlos vorübergehen, weil sie ihn vor lauter Bäumen nicht wirklich sehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es von dieser Hauptwege-Achse aus keinen unmittelbaren Zugang in den Finanzgarten hinein gibt. Die Menschen müssten erst einmal einige Meter weit an der vollständig zugeparkten Galeriestraße entlanggehen, um zum dortigen Eingang des Finanzgartens zu gelangen. Oder sie suchen am schmalen Gehweg des Altstadtrings den dortigen Einschlupf in den Park. Wer aber in den Finazgarten hineingeht, hat ihn mitunter ganz für sich alleine. Die schattigen Wege auf dem dicht bewaldeteten ehemaligen Bastions-Hügel und das von hohen Bäumen umstandene Rasenoval sind trotz der mitunter deutlich vernehmbaren Verkehrsgeräusche vom oberen Altstadtring eine Belohnung für die Suchenden. Und immer wieder entdecken auch Künstler/innen diesen Ort und gestalten hier mit temporären Aktionen den grünen öffentlichen Raum des wenig bekannten Parks.
Mit TYP OH GARTEN ( sehenswert ) wurde im Finanzgarten 2004 sogar ein offizieller Kunst-Beitrag zur zweiten Münchner Architekturwoche vorgestellt, der jedoch in der Aufmerksamkeits-Konkurrenz des großen Programms weitestgehend unbemerkt blieb. Im Nachhinein ist es schon bemerkenswert, wie das Ausstellungs-Konzept grüüüün (viel zu viele ü ) zur zweiten Architekturwoche in München (  A wie anspruchsvoll ) vor allem das neue GRÜN in der Stadt thematisierte ( Konzept ) und herausragend vorstellte (leider vergriffen -  aber das "alte", das eingewachsene GRÜN in der Stadt eher nur noch beiläufig als schattige Kulisse gesehen wird.

  

Der Finanzgarten als Objekt professioneller Begehrlichkeiten:

Die Natur des Architekten ist es zu bauen  -  und wenn es nichts zum Bauen gibt, dann gibt es vielleicht zumindest etwas zum Planen. Stellvertretend und exemplarisch zeigt diese Sicht von Stefan Arnoldi. Architekt. auf den Finanzgarten ( Modell ) eine bauliche Vision, "Ein Stück neue Urbanität mitten in München. Revitalisierung des Finanzgartenareals nördlich des Königlichen Hofgartens am Odeonsplatz." in Beton zu gießen. Da stören leider nur die großen Bäume die Vision.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Architektur-Projektion des Architekten Stefan Arnoldi bemaß sich in diesem eingezeichneten Bereich (im Jahr 2007), jedoch ist die Verlinkung zum Architektur-Modell leider nicht mehr aktiv.